Neue Info aus den Townships von Kapstadt

Newsletter vom 08.10.2021

Liebe Freunde des SCHULWEG e.V.,

Bernadet de Kock betreibt die vom SCHULWEG e.V. betriebene Straßenküche für die Kinder im Township Rosendal/Kapstadt. Wir hatten unsere Freundin gebeten, die aktuelle Lebenssituation der Bewohner in den Townships von Kapstadt zu beschreiben. Wir wollten in Erfahrung bringen, ob weiterhin die Notwendigkeit besteht, die regelmäßige Ausgabe von Mahlzeiten im Township Rosendal/Kapstadt zu ermöglichen.

Bernadet de Kock schrieb uns den folgenden Text:

Liebe Freunde vom SCHULWEG e.V.,           
ich möchte unser Leben im Township Rosendal/Kapstadt aus meiner Sicht beschreiben. Die Überschrift könnte lauten: Keine Arbeit, keine Einkommen, keine Lebensmittel, HUNGER!
 
Südafrika wird als das Land mit den meisten Ungleichheiten der Welt bezeichnet. Unserem Land sind bisher nur wenige bis keine Fortschritte bei der Beseitigung der Ungerechtigkeiten gelungen. Die Arbeitslosenquote bei den schwarzen Südafrikanern liegt im 1. Quartal 2021 bei 32,6 %, bei den Coloureds bei 20 % und bei den Weißen bei 8 %. Diese Zahlen sprechen für sich. Wenn im Land auch immer wieder von der Enteignung der Reichen gesprochen wird, so hält sich die Regierung doch zurück. Schließlich erwirtschaften die weißen Südafrikaner 80 % des Gesamteinkommens.

30 Millionen der Bürger Südafrikas leben in Armut. Viele südafrikanische Staatsbürger leben unterhalb der international definierten Armutsgrenze. Ich las neulich in einem Bericht, dass knapp 20 % der Bevölkerung (ca. 11 Millionen ) von weniger als 1,90 USD pro Tag leben (55 USD pro Monat).

Man spricht von einer "multidimensionale Armut",  unter der fast 4 Millionen Südafrikaner leiden. Dies betrifft die allgemeine Gesundheitssituation und die weit verbreitete Unterernährung, den Mangel an sauberem Wasser, den unzureichenden Zugang zum Gesundheitswesen sowie die oft katastrophalen Wohnbedingungen.

Ich habe nicht den Eindruck, dass die südafrikanische Regierung und ihre Regierungspartei dem Anstieg der Arbeitslosigkeit fruchtbare Ideen entgegensetzen können. Im Gegenteil: Von vielen Bürgern werden diese Politiker als die Hauptursache für das Dilemma gesehen.

Viele Südafrikaner versuchen auszuwandern, weil sie nicht in Armut und Hunger leben möchten. Das ist die traurige Realität, mit der viele Menschen in den Townships derzeit konfrontiert sind.

Die südafrikanische Regierung erhöht die Lebensmittel- und Energiepreise. Immerhin zahlt die Regierung arbeitslosen Bürgern 25 USD pro Monat. Das reicht aber hinten und vorn nicht. Es ist ein Verbrechen, wenn Kinder mit hungrigem Magen ins Bett gehen müssen. Wie soll sich ein hungriger Schüler auf den Unterricht oder auf die Hausaufgaben konzentrieren können?

Zeitungen berichten von der Zunahme von Selbstmorden unter den Studenten aufgrund ihrer Lebensumstände. Viele Kinder müssen in den Straßen um Geld betteln, um etwas zum Essen kaufen zu können. Unter diesen Umständen ist es leicht nachzuvollziehen, dass die Kriminalität eines der Hauptprobleme in den Townships von Kapstadt ist.

Es ist meine Vision, dass jeder Mensch einen Arbeitsplatz findet, um sich um seine Familie kümmern zu können; dass sich die Kinder nicht diesen harten Bedingungen stellen müssen; dass die Frauen die gleichen Rechte und Chancen wie Männer bekommen.

Die Arbeiter planen für den November einen großen Protestmarsch. Sie haben zum großen Teil ihre Gehälter für mehr als drei Monate nicht erhalten. Wir hören von den Politikern viele hohle Worte. Aber keiner von ihnen lebt in den Townships und hat eine Ahnung von dem täglichen Kampf, dem sich die Ärmsten der Armen stellen müssen. Wir hörten davon, dass die Ministerin für soziale Entwicklung eine Inspektion der Sozialhilfe durchgeführt hat. Dabei stellte sich heraus, dass große Summen verschwunden sind und dass Regierungsbeamte, die für die soziale Entwicklung arbeiten, die Schuldigen waren. Zug und Zug kommt ans Licht, was in den Büros der Regierung und der Regierungspartei passiert. Die Armen in den Townships fühlen sich ausgeplündert.

Ich wünsche mir, dass ein barmherziger Samariter kommt und die südafrikanische Regierung darin schult, ein Land zu regieren und die endlich Schluss damit macht, nur für sich selbst zu sorgen und zuzulassen, dass die Armen immer  ärmer werden.
Derzeit sind viele von uns in der Rosendal Delft Community wirklich abhängig davon, eine vom SCHULWEG e.V. finanzierte warme Mahlzeit für ihre Kinder, für die Älteren, für die Menschen mit Behinderungen und für die Obdachlosen zu bekommen.

Der Beitrag des SCHULWEG e.V. zur Ernährung unserer Menschen hilft wirklich sehr im Leben dieser armen und bedürftigen Community.
Grüße an all die liebevollen Spender 🙏
Ich wünsche Ihnen alles Liebe und Licht.
Grüße
Bern🙏❤️❤️❤️

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