Newsletter vom 26.03.2021
Liebe Freunde des SCHULWEG e.V.,
in den letzten beiden Newsletter hatten wir "Menschen vorgestellt, die hinter dem SCHULWEG e.V stehen“. Mit Mwzandile Sangweni (Zwai) begannen wir. Es folgte dann Bernadet De Kock (Bern). Der vorliegende Newsletter stellt Klaus Fischer vor. Er gründete 2015 den SCHULWEG e.V.
Ellen und Klaus halfen bei der Zubereitung eines "Feeding" im Township Rosendal/Kapstadt (2019)
Wie kam die Idee für den SCHULWEG e.V. "vom Himmel auf die Erde"?
Eigentlich eine lange Geschichte, zu lang für einen Newsletter. Einige Stichworte mögen die Geburt des Vereins andeuten.
Ich (Klaus) lese gern. Zeitgenössische Literatur aus Afghanistan, die sich mit Frauenschicksalen im Islam auseinandersetzt, ließ den Wunsch wachsen, eine Schule für die benachteiligten Mädchen in Afghanistan zu gründen. Entwicklungshelfer rieten mir ab, es wäre derzeit ein hoffnungsloses Unterfangen. Nach kurzer Zeit wäre alles Aufgebaute wieder zerstört.
Die nächste Annäherung an meine Idee. Schwager und Schwägerin überzeugten uns davon, mit ihnen nach Namibia und Südafrika zu reisen. Bis dahin hatten wir keinen Bezug zu Afrika in uns entdeckt.
Nach kurzer Zeit - und einige Erlebnisse später - faszinierte uns das südliche Afrika in einer Weise, wie wir es uns zuvor nicht hatten vorstellen können.
Doch neben all den so berauschend schönen Eindrücken der Natur wollten wir auch versuchen, den in Namibia und Südafrika lebenden Menschen zu begegnen. Und zwar nicht nur denjenigen der "gehobenen" Schicht, sondern auch den Menschen, die in den Townships ihr Dasein fristen. Deshalb hatten wir vor, auch die berühmt-berüchtigten Townships von Kapstadt besuchen.
Mwzangile Sangweni, der bald zu unserem Freund wurde, führte uns durch die sozialen "Wüsten". Wie waren wir ihm dankbar, als er uns in all dem Elend aber auch einige "Oasen der Mit-Menschlichkeit" zeigen konnte.
Geschützt durch ihn konnten wir unbehelligt die Townships von der Innenseite her erleben. |
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Die Stadt Cape Town stellt "native" Kunsthandwerkern Werkstätten und Verkaufsräume zur Verfügung | Eine kleine Waldorfschule in einem Township |
Diese Orte und auch ein Altenheim und ein Waisenhauses erlebten wir wie Hoffnungsschimmer in der Düsternis dieser Elendsquartiere.
Zurück in Deutschland verdichtete sich im Laufe der Zeit die Einsicht, dass wir das für uns Mögliche tun müssten, um zu helfen, zu verändern.
Im nächsten Schritt fanden wir (im Rahmen unserer Großfamilie während eines Skiurlaubs) den Vereinsnamen und das außergewöhnliche Logo.
Bald danach suchte ich Mitstreiter für die Vereinsgründung und fand sie erfreulich schnell: Neunzehn (!!!) Menschen unterstützten die Idee mit vollem Herzen: Der Verein war geboren worden! Und er stellte sich zum Glück nicht als Eintagsfliege heraus. Er gedieh, wenn auch in kleinen Schritten, aber stetig! Die Leser unserer Newsletter werden das bestätigen können. Von Anfang an unterstützte mich tatkräftig meine Frau Ellen. Auch unsere erwachsenen Kinder erklärten sich zu Mitgliedern des SCHULWEG e.V.
Zur Vorstellung (von Klaus) gehören noch einige wenige biographische Notizen:
Das Gymnasium Korntal (bei Stuttgart) war der Ort meiner Schulzeit bis zum Abitur. In Korntal als einer Hochburg des schwäbischen Pietismus und als Kind einer Flüchtlingsfamilie konnte keine rechte altersgemäße, jugendliche Freude aufkommen. Das Abitur zeigte das "Drama" des (gleichmäßig) begabten Kindes: Was nun? Welche Ausbildung, welchen Beruf sollte ich anstreben? Ich wusste es nicht und folgte dem familiären Rat. Ich studierte Elektrotechnik und Technische Kybernetik, letztlich ein überaus trockenes Studium. Diese Studienfächer gefielen mir nicht sonderlich, da die Sinnsuche mich sehr beschäftigte. Mein Pflichtbewusstsein verbot mir jedoch einen insgeheim erträumten Abbruch. "Abzweige" zeigten sich zwar, ich ergriff sie aber nicht. Ein Lichtblick erlebte ich in der Gründung einer Ortsgruppe von Amnesty International. In diese Zeit fiel auch die Begegnung mit der Anthroposophie. Sie bildete fortan die Grundlage für mein Menschen- und Weltbild. Meine innere Orientierung trat damit zutage. Im Äußeren versöhnten mich die beruflichen Erfolge vorerst mit dem ungeliebten Fach.
Um die Vierzig herum bot sich mir die ersehnte Möglicheit, meine bisher sehr geradlinige beruflliche Spur zu verlassen. Ich schloss mich einer holländischen, anthroposophisch orientierten Gruppe von Organisationsberatern an.
Im Rückblick sehe ich das Besondere meines beruflichen Engagements in der professionellen Zusammenarbeit mit Künstlern und in der Auseinandersetzung mit der Sozialen Kunst (vgl. Fotos unten). Meine "Wanderung" als Organisationsberater führte von kleinen Firmen zu Konzernen, um schließlich in heilpädagogischen, in sozialtherapeutischen anthroposophischen Einrichtungen und in Waldorfschulen ihre eigentliche Erfüllung zu finden. Im Hintergrund stand immer das Motiv, einen Beruf mit Sinnhaftigkeit auszuüben.
Malend ohne Worte die Qualität der Struktur des eigenen Unternehmens finden. |
Ein mögliches "Urbild" für die Prozesse der Sozialen Kunst |
Unsere Lebenswege sind vielfältig, sehr individuell, gewunden, manchmal erscheinen sie auch verworren. Und dennoch kann ich es fast nicht glauben, dass ich der Gleiche bin, der seinerzeit mit viel Personalverantwortung am Schreibtisch eines großen Unternehmens saß und der Jahrzehnte später in einem Township von Kapstadt in einem großen Topf das Essen für ein "Feeding" rührt.
Besuch bei Bern und Ashley 2019 - es war unser Wunsch, einmal an der Vorbereitung eines Feeding zu helfen eines Feeding. Meine Part: Unter Tränen 16 kg (!!!) Zwiebeln klein schneiden |
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Der Township in der Umgebung von Berns Zuhause |
Ich danke meinen Unterstützern von ganzem Herzen. Sie alle haben meiner aktuellen Lebensphase, die zunehmend das Arbeitsleben hinter sich lässt, einen ganz besonderen Sinn gegeben.
Eine Bitte noch: Die Stiftungen, die manche unserer Projekte finanzieren, legen Wert auf das "monitoring" vor Ort. Das heißt, man erwartet von unserem Verein, dass er hin und wieder seine Projekte besucht und deren Qualität bewertet. Aus unserer Privatschatulle heraus bekommen Ellen und ich das nicht "gestemmt". Deshalb bitte ich um Spenden, damit wir, so Corona es zulässt, im kommenden Jahr im Auftrag unseres SCHULWEG e.V. die von uns finanzierten Projekte besuchen und begutachten können.